Warum hybride Teams besondere Aufmerksamkeit brauchen
In vielen Unternehmen ist hybrides Arbeiten längst Alltag – manche Kolleg*innen sind im Büro, andere remote unterwegs. Was auf den ersten Blick wie ein organisatorisches Modell wirkt, ist in der Praxis oft eine große Führungsaufgabe: Zum Beispiel, wenn ein Teil des Teams im Homeoffice arbeitet und wichtige Informationen oder Entscheidungen nicht alle gleichzeitig erreichen – dann braucht es klare Strukturen, um Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wie schaffen wir echte Verbindung, wenn nicht alle am selben Ort sind?
Eigene Erfahrung: Beziehung braucht Präsenz
Ich erinnere mich gut an eine Zeit, in der ich selbst ein Team geführt habe: Fünf Mitarbeitende saßen in München, zwei in Karlsruhe – ich selbst war ebenfalls in München. Um ein echtes Teamgefühl zu schaffen, habe ich mich regelmäßig ins Auto oder in den Zug gesetzt und Zeit mit dem Karlsruher Teil des Teams verbracht. Nicht zur Kontrolle, sondern um präsent zu sein, Beziehungen aufzubauen, zuzuhören und das Miteinander zu stärken. Besonders eindrücklich war ein spontanes Gespräch in der Kaffeeküche, bei dem ein Kollege aus Karlsruhe eine Prozessidee einbrachte, die wir später teamweit umgesetzt haben – ein Moment, der ohne Präsenz so vermutlich nie entstanden wäre.
Vier Erfolgsfaktoren für hybride Teamentwicklung
Heute begleite ich Teams als Coach und Trainer auf ihrem Weg zur hybriden Zusammenarbeit. Dabei begegnen mir immer wieder ähnliche Fragen und Herausforderungen. Hier sind vier Erfolgsfaktoren, die sich in der Praxis bewährt haben:
- Gemeinsame Teamziele und Werte entwickeln
Hybride Teams funktionieren nur, wenn alle wissen, wohin die Reise geht – und wie man miteinander unterwegs sein will. In einem meiner Workshops hat ein Team aus Vertrieb und Technik gemeinsam fünf zentrale Teamwerte erarbeitet – von „Verlässlichkeit“ bis „Offenheit“. Diese wurden sichtbar gemacht (digital und als Poster im Büro) und regelmäßig reflektiert. Das Ergebnis: mehr gegenseitiges Verständnis und eine gestärkte Zusammenarbeit, auch über Standortgrenzen hinweg. - Klare Kommunikationsstrukturen etablieren In hybriden Teams darf Kommunikation nicht dem Zufall überlassen werden. Fixe Termine (z. B. ein 15-minütiger Weekly Call mit Kamera) schaffen Verlässlichkeit. Die Teammitglieder berichteten, dass sie sich dadurch besser eingebunden fühlten, schneller Rückmeldungen erhielten und sich auch über Standortgrenzen hinweg als Teil eines gemeinsamen Ganzen wahrnahmen. Klare Absprachen zu Erreichbarkeit, Reaktionszeiten und bevorzugten Kanälen helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Ein Führungsteam, das ich begleitet habe, führte ein „Kommunikationsboard“ ein, auf dem sichtbar war: Wer arbeitet wo, was ist dringend, wer braucht Unterstützung? Das hat Transparenz und Eigenverantwortung deutlich erhöht.
- Persönliche Begegnungen gezielt ermöglichen
So viel digital auch möglich ist: Nichts ersetzt echte Begegnung. Präsenzzeiten – etwa zu Quartalsstarts oder Projektmeilensteinen – sollten bewusst genutzt werden, nicht nur für Sachthemen, sondern für zwischenmenschlichen Austausch. Ein Kunde von mir führt jährlich einen „Teamtag“ ein, an dem ausschließlich das Miteinander im Fokus steht. Dabei wechseln sich gemeinsame Aktivitäten wie ein lockerer Team-Brunch, Outdoor-Übungen zur Zusammenarbeit und kreative Workshops ab – alles ohne Agenda- oder Projektdruck. Der Fokus liegt ganz auf dem Beziehungsaufbau und dem gegenseitigen Verständnis. Das fördert Zusammenhalt und wirkt weit über den Tag hinaus. - Raum für informellen Austausch schaffen
Was im Büro oft nebenbei passiert – der Flurfunk, der Kaffeeklatsch – braucht im hybriden Setting gezielte Formate. Ob virtuelle Kaffeepausen, wöchentliche Check-ins mit persönlicher Runde oder Tools wie Donut (für zufällige 1:1-Gespräche): Informelle Kommunikation stärkt Vertrauen und Zugehörigkeit. Ein Unternehmen, das ich begleite, hat sogar einen monatlichen „digitalen Stammtisch“ etabliert – moderiert von wechselnden Teammitgliedern, mal mit, mal ohne Thema, immer offen gestaltet. Die Resonanz: locker, freiwillig – und sehr beliebt.
Fazit: Verbindung entsteht nicht zufällig
Hybride Zusammenarbeit ist kein Kompromiss – sie kann ein echter Gewinn sein, wenn sie bewusst gestaltet wird. Als Coach unterstütze ich Führungskräfte und Teams dabei, Verbindung, Vertrauen und Verbindlichkeit über Distanz zu entwickeln. Denn gute Zusammenarbeit passiert nicht nebenbei – sie braucht Haltung, Struktur und ein bisschen Mut zur Begegnung.
Ich freue mich auf den nächsten Workshop zum Thema hybride Teamentwicklung!