Die 4 Kompetenzstufen

Die vier Stufen der Kompetenzentwicklung:

Ein Wegweiser zur persönlichen und beruflichen Exzellenz

In der persönlichen und beruflichen Entwicklung durchlaufen wir alle einen Lernprozess – das erlebe ich regelmäßig in meinen Workshops mit Führungskräften. Oft beginnen wir mit einer einfachen Frage: „Wo auf der Skala der Kompetenzstufen stehen Sie gerade – ganz ehrlich?“ Diese Frage sorgt immer wieder für Aha-Momente und öffnet den Raum für ehrliche Selbstreflexion. Denn nur wer sich seines Standorts bewusst ist, kann gezielt wachsen., der uns von anfänglicher Unkenntnis hin zur Meisterschaft führt. Dieses Wachstum wird im Modell der Kompetenzstufenentwicklung beschrieben, das in den 1970er Jahren von Noel Burch entwickelt wurde.

Gerade in meinen Workshops mit Führungskräften nutze ich dieses Modell regelmäßig. Es macht sichtbar, wo wir stehen, warum manche Dinge uns schwerfallen und warum andere scheinbar mühelos gelingen. Es hilft, die eigene Entwicklung greifbar zu machen – und ist damit ein starkes Instrument für Selbstreflexion und gezieltes Lernen.

1. Unbewusste Inkompetenz

Wir wissen nicht, dass wir etwas nicht wissen. Dieses Nichtwissen kann gefährlich sein – denn es erzeugt oft das Gefühl: „Das kann doch nicht so schwer sein!“ Erst im Tun merken wir, wo unsere Grenzen liegen – oft begleitet von Verunsicherung oder Frustration.

Beispiel aus der Führungspraxis:
Eine neue Führungskraft glaubt, Mitarbeitergespräche seien reine Formsache – ein bisschen zuhören, ein paar Vorgaben machen, fertig. Erst nach mehreren stockenden oder konfliktgeladenen Gesprächen wird klar: Hier fehlt methodisches Handwerkszeug, zum Beispiel im Bereich Gesprächsführung, aktives Zuhören oder Zielvereinbarung.

In dieser Phase ist Feedback von außen besonders wichtig, um überhaupt auf blinde Flecken aufmerksam zu werden.

2. Bewusste Inkompetenz

Jetzt wird’s spannend: Wir erkennen unsere Defizite. Auch wenn diese Phase oft unangenehm ist, ist sie der entscheidende Schritt in Richtung Weiterentwicklung. Die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Nicht-Können auseinanderzusetzen, ist eine echte Stärke.

Beispiel aus der Führungspraxis:
Eine Führungskraft erhält Rückmeldung vom Team: Ihre Meetings seien wenig strukturiert, es komme selten zu klaren Ergebnissen. Das sitzt – aber es wird erkannt: Ich brauche Methoden, um effizienter zu moderieren. Der Schmerz über das eigene Unvermögen ist da – aber auch der Wunsch, es zu ändern.

An dieser Stelle setzen viele Trainings und Coachings an. Entscheidend ist: Nicht stehen bleiben. Diese Phase ist unbequem, aber sehr produktiv.

3. Bewusste Kompetenz

Mit Übung und Konzentration gelingt es uns, das Neue umzusetzen. Wir sind noch nicht mühelos unterwegs, aber wir wissen, wie es geht – und tun es bewusst.

Beispiel aus der Führungspraxis:
Die Führungskraft hat sich vorbereitet. Im nächsten Mitarbeitergespräch nutzt sie gezielte Fragen, schafft Raum für Dialog und achtet bewusst auf Körpersprache und Formulierungen. Sie ist voll präsent, reflektiert ihr Vorgehen – und merkt, dass das Gespräch deutlich runder verläuft als früher.

Diese Phase erfordert Energie – sie ist aber auch voller positiver Aha-Momente. Eine Teilnehmerin formulierte es einmal so: „Ich wusste theoretisch, wie das Gespräch laufen sollte – aber es zum ersten Mal wirklich bewusst umzusetzen, war wie ein Knoten, der sich endlich gelöst hat.“. Lernfortschritt wird spürbar.

4. Unbewusste Kompetenz

Das Können wird zur zweiten Natur. Wir denken nicht mehr nach, wir handeln. Doch Vorsicht: Hier droht auch die Falle der Selbstverständlichkeit. Manchmal vergessen wir, dass andere diesen Weg noch vor sich haben.

Beispiel aus der Führungspraxis:
Eine erfahrene Führungskraft führt regelmäßig anspruchsvolle Mitarbeitergespräche. Sie hört zwischen den Zeilen, erkennt Spannungen im Team frühzeitig und steuert Gespräche sicher – ohne dass ihr das noch große Mühe bereitet. Für sie ist es selbstverständlich geworden.

Spannend ist in dieser Phase vor allem: Wie kann ich mein Können weitergeben? Wie kann ich andere beim Lernen begleiten?

„In meinen Workshops lade ich die Teilnehmenden dazu ein, sich bewusst mit ihrem eigenen Lern- und Entwicklungsstand auseinanderzusetzen. Denn nur wer weiß, wo er steht, kann entscheiden, wohin er sich entwickeln möchte.“

Aufgaben für Führungskräfte

Und jetzt sind Sie dran: Ihre 7-Tage-Reflexion

Diese sieben Aufgaben sind bewusst so gewählt, dass sie sich leicht in Ihren Führungsalltag integrieren lassen – mit großer Wirkung. Sie fördern Selbstwahrnehmung, regen zur Reflexion an und stärken Ihre Fähigkeit zur bewussten Weiterentwicklung. Idealerweise nehmen Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit, um die Umsetzung zu reflektieren zu reflektieren.

  1. Wählen Sie ein Führungsverhalten aus, das Sie in dieser Woche besonders beobachten möchten (z. B. Feedback geben, Entscheidungen treffen, Zuhören).
  2. Ordnen Sie sich selbst einer der vier Kompetenzstufen zu. Seien Sie ehrlich mit sich. Wo stehen Sie gerade?
  3. Holen Sie Feedback ein. Fragen Sie bewusst eine Kollegin oder einen Kollegen: Wie erlebst du mich in dieser Situation? Was fällt dir auf?
  4. Planen Sie eine konkrete Veränderung. Was möchten Sie verbessern? Welchen kleinen Schritt setzen Sie bewusst in den nächsten 7 Tagen um?
  5. Reflektieren Sie täglich. Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit: Wie habe ich heute gehandelt? Was war bewusst, was automatisch? Was kann ich morgen anders machen?
  6. Tauschen Sie sich aus. Führen Sie mit einer vertrauten Person ein Gespräch über Ihre Erkenntnisse – das vertieft Ihre Entwicklung.
  7. Feiern Sie einen Fortschritt. Egal wie klein – jede bewusste Veränderung ist ein Schritt nach vorn.

Fazit:

Wenn wir verstehen, wo wir stehen, können wir gezielter wachsen – das ist die zentrale Botschaft des Kompetenzstufenmodells. Der Weg von unbewusster Inkompetenz zur unbewussten Kompetenz ist nicht nur eine persönliche Reise, sondern ein kraftvoller Impuls für jede Führungskultur. Nutzen Sie dieses Wissen, um Ihre Rolle bewusster zu gestalten und auch andere auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten.
Die vier Kompetenzstufen helfen uns, Lernen und Entwicklung bewusster zu gestalten. Besonders in der Führung geht es nicht nur darum, was wir tun – sondern wie bewusst wir es tun. Wer diesen Prozess aktiv gestaltet, entwickelt sich nicht nur selbst weiter, sondern stärkt auch das eigene Team.

Lust auf mehr?

In meinen Führungskräftetraining und Workshops zur Teamentwicklung arbeiten wir genau mit solchen Modellen – praxisnah, erfahrungsorientiert und mit viel Raum zur Selbstreflexion. Dabei profitieren nicht nur die Führungskräfte selbst: Auch deren Teams gewinnen, wenn Führung bewusster, klarer und entwicklungsorientierter gestaltet wird. Denn jede bewusste Veränderung an der Spitze wirkt sich positiv auf das Miteinander, die Zusammenarbeit und die gemeinsame Weiterentwicklung im Team aus.