Verantwortung: Biene oder Fliege?

Wie übernehmen Sie Verantwortung?

Metapher Biene oder Fliege: Gegenüberstellung von verantwortungsvollem und vermeidendem Führungsverhalten anhand von Ziel, Einstellung und Handlung

Verantwortung ist kein Titel.
Verantwortung ist eine Haltung!

Stellen Sie sich zwei Insekten vor. Das eine fliegt gezielt von Blüte zu Blüte, sucht das Gute, das Nährende – und verwandelt es in etwas Wertvolles. Das andere lässt sich von Unrat anziehen, setzt sich auf den größten Haufen und wartet, bis es richtig stinkt.

Was auf den ersten Blick wie eine biologische Anekdote klingt, ist im Führungsalltag erstaunlich häufig zu beobachten: Während einige Führungskräfte gezielt gestalten, Lösungen schaffen und Werte stiften, verharren andere im Problem, zeigen mit dem Finger auf andere oder warten darauf, dass sich etwas „von selbst“ löst.

Sind Sie eine Biene – oder doch eher eine Fliege? Und wie sieht es in Ihrem Team aus?

Diese Metapher wirkt vielleicht provokant – das ist auch gewollt. Denn Verantwortung in Führung beginnt mit Klarheit. Und manchmal braucht es einen Spiegel, der bewusst zugespitzt ist.

🐝 Die Biene – Verantwortung übernehmen

Einstellung: Aktiv, lösungsorientiert, gestaltend
Ziel: Nektar sammeln, um Honig zu machen – sprich: einen echten Beitrag leisten
Handlung: Verantwortung übernehmen heißt:

  • sehen & verstehen – Probleme erkennen, bevor sie eskalieren
  • annehmen & zu eigen machen – sich nicht rausreden
  • lösen & beheben – ins Handeln kommen, nicht nur reden
  • machen! – pragmatisch, lösungsfokussiert, eigeninitiativ

🟡 Praxisbeispiel:
Ein Teammitglied macht einen Fehler beim Kunden. Die Bienen-Führungskraft sagt: „Das ist unser Thema – wie lösen wir es?“ In der nächsten Teambesprechung spricht sie den Vorfall offen an, betont die gemeinsame Verantwortung und lädt aktiv zur Lösungsfindung ein. Dabei achtet sie auf eine wertschätzende Sprache, übernimmt auch ihren eigenen Anteil und formuliert konkrete nächste Schritte. So stärkt sie nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Eigenverantwortung im Team.

🪰 Die Fliege – Verantwortung abgeben

Einstellung: Passiv, ausweichend, reaktiv
Ziel: Die Kacke richtig dampfen lassen – sprich: Probleme beobachten, ohne beizutragen
Handlung: Verantwortung überlassen bedeutet:

  • abwarten & schauen – „Mal sehen, was passiert.“
  • ignorieren & leugnen – „Ich habe nichts gesehen.“
  • eigene Haut retten – „Ich war das nicht!“
  • auf andere zeigen – „Der Kollege hat das verbockt.“
  • auf Anweisungen warten – „Das stand nicht in meiner Aufgabenbeschreibung.“

🔴 Praxisbeispiel:
Ein Projekt läuft aus dem Ruder. Die Fliegen-Führungskraft bleibt in Deckung, kritisiert das Team, wartet auf Eskalationen – und hofft, dass jemand anderes das Problem löst. Am Ende hat niemand gewonnen – außer die Ausrede.

➡️ Vom Zuschauen zum Gestalten: Der erste Schritt zurück zur Verantwortung beginnt mit einer simplen Frage: „Was kann ich jetzt konkret tun – unabhängig davon, wer Schuld hat?“ Diese Frage öffnet die Tür zur Bienen-Haltung.

🧭 Verantwortung – tiefer gedacht

In meinen Coachings und Führungskräftetrainings begegnet mir das Thema Verantwortung immer wieder. Oft in zwei typischen Varianten:

  1. Die innere Abgrenzung: „Ich kann doch nichts dafür, dass mein Team nicht funktioniert.“ – Hier geht es darum, die eigene Wirksamkeit wieder zu entdecken, statt sich in Ohnmacht zu verlieren.
  2. Die Überverantwortung: „Ich muss alles selbst machen, sonst läuft es nicht.“ – Auch das ist keine gesunde Verantwortung, sondern oft Ausdruck von Kontrolle oder mangelndem Vertrauen.

Zwischen diesen beiden Polen liegt gesunde Führung: Verantwortung übernehmen, ohne sich aufzureiben. Delegieren, ohne loszulassen. Gestalten, ohne zu dominieren.

🎯 Impulse aus der Praxis:

  • In einem Training erarbeitete eine Führungskraft ihren eigenen Anteil an einer Teamkonfliktdynamik. Statt auf die „schwierigen Kollegen“ zu zeigen, stellte sie sich die Frage: „Was trage ich unbewusst dazu bei?“ Das war der Wendepunkt.
  • In einem Coaching erkannte ein Klient, dass seine ständige Erreichbarkeit nicht mit Verantwortungsbewusstsein, sondern mit Angst vor Kontrollverlust zu tun hatte. Danach stellte er nicht nur seine Erreichbarkeit um – sondern auch seine Haltung zur Verantwortung.
  • In einem Change-Management-Prozess stellte sich eine Bereichsleiterin die Frage, warum ihr Team so stark im Widerstand war. Im Coaching wurde ihr bewusst, dass sie selbst die Veränderung nur halbherzig vertrat. Nachdem sie ihre Haltung geklärt und offen kommuniziert hatte, stieg die Akzeptanz im Team deutlich – weil sie mit gutem Beispiel voranging.

🐝 Fazit: Führung heißt Verantwortung

Verantwortung ist unbequem – aber sie macht den Unterschied.
Zwischen Reaktion und Gestaltung. Zwischen Problem und Lösung. Zwischen Führung und Flucht.

Fragen Sie sich regelmäßig:

  • Lebe ich Verantwortung so vor, wie ich es mir von meinem Team wünsche?
  • Was sehe ich gerade – und was mache ich daraus?
  • Übernehme ich Verantwortung – oder lasse ich sie liegen?
  • Fördere ich Verantwortung im Team – oder verhindere ich sie ungewollt?

📎 Das passende Schaubild können Sie hier als PDF herunterladen und im Team teilen:

PDF-Download: Biene oder Fliege? – Verantwortung im Führungsalltag

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