Karriereanker: Dienst und Hingabe für eine Idee oder Sache
Sinn stiften, Werte leben – was diesen Anker ausmacht
Menschen mit dem Karriereanker Dienst und Hingabe für eine Idee oder Sache orientieren sich in ihrer beruflichen Entwicklung vor allem an einem: der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Sie möchten mit dem, was sie tun, einen Beitrag leisten – für eine größere Idee, ein übergeordnetes Ziel oder eine Sache, an die sie zutiefst glauben.
Ihr Antrieb ist nicht Macht, Geld oder Status – sondern die Möglichkeit, sich mit ihrer Arbeit zu identifizieren und etwas zu bewirken. Sie fühlen sich besonders motiviert, wenn ihre persönlichen Werte mit denen des Unternehmens oder Projekts übereinstimmen. Dabei kann es sich um gesellschaftliche, soziale, ökologische oder kulturelle Anliegen handeln – oder einfach um das ehrliche Streben nach Qualität, Fairness und Verantwortung.
Woran erkennen Sie diesen Karriereanker?
Typische Merkmale bei Menschen mit stark ausgeprägtem Sinn- und Wertebezug:
- Sie fragen nach dem „Warum“ hinter der Aufgabe – nicht nur nach dem „Was“ oder „Wie“
- Sie setzen sich mit Überzeugung für Themen ein, die ihnen am Herzen liegen
- Sie brauchen das Gefühl, dass ihre Arbeit sinnvoll ist und etwas bewirkt
- Sie engagieren sich oft über das normale Maß hinaus, wenn sie hinter der Sache stehen
Praxisbeispiele aus dem Führungsalltag
Beispiel 1: Ein Projektleiter in einer Non-Profit-Organisation arbeitete mit großem Einsatz an Bildungsprojekten im Ausland. Trotz begrenzter Ressourcen war er hoch motiviert – bis eine Umstrukturierung das Projekt stark kürzte und der Fokus auf wirtschaftliche Effizienz gelegt wurde. Im Coaching wurde klar: Sein zentraler Karriereanker war die Hingabe für die Sache. Die Verschiebung der Prioritäten ließ ihn innerlich kündigen – bis er in ein Projekt wechselte, das stärker auf gesellschaftliche Wirkung ausgerichtet war. Dort fand er neue Energie und Sinn.
Beispiel 2: Eine Mitarbeiterin im Bereich Nachhaltigkeit eines großen Unternehmens kämpfte intern immer wieder für konsequentere Umweltstandards. Obwohl ihr Engagement nicht immer auf offene Ohren stieß, blieb sie beharrlich – weil ihr das Thema zutiefst wichtig war. Als sie in ein Nachhaltigkeits-Start-up wechselte, erlebte sie erstmals, dass ihre Überzeugungen voll akzeptiert – und sogar erwartet – wurden. Ihre Leistungsfreude und Wirkung stiegen spürbar.
Selbstreflexion für Führungskräfte
Wenn Sie spüren, dass Sie sich am meisten engagieren, wenn Sie sich mit einem Thema oder einer Vision identifizieren – dann könnte dieser Karriereanker stark bei Ihnen ausgeprägt sein.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Wann war Ihre Arbeit für Sie besonders sinnhaft?
- Welche Themen oder Anliegen berühren Sie persönlich?
- Was motiviert Sie über den Moment hinaus?
- Können Sie sich mit den Werten Ihrer Organisation identifizieren?
Führungskräfte mit diesem Anker bringen oft eine hohe Glaubwürdigkeit mit – und inspirieren durch Haltung. Sie wirken nicht durch ihre Position, sondern durch Überzeugung und Vorbild. Wichtig ist jedoch, dass sie nicht ausbrennen: Wer für etwas brennt, braucht auch Erholung und Abgrenzung.
Blick auf Ihre Mitarbeitenden
Achten Sie auf Teammitglieder, die sich besonders engagieren, wenn ein Thema sie emotional anspricht. Diese Menschen brauchen keine ständige Kontrolle – sie brauchen Sinn. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeit zählt, sind sie bereit, Außergewöhnliches zu leisten.
Führung bedeutet hier vor allem: Verbinden. Zeigen Sie, wofür das Team arbeitet. Binden Sie Ihre Mitarbeitenden in Sinnzusammenhänge ein. Und nehmen Sie ihre Werte ernst – auch wenn Sie sie nicht immer teilen.
Praxisbeispiel: Eine junge Kollegin in einem Gesundheitsunternehmen engagierte sich mit großem Herzblut für ein Patientenprojekt, das sie selbst mitgestaltet hatte. Als das Projekt aus Budgetgründen gestrichen wurde, war sie tief enttäuscht – nicht, weil es ihre Aufgabe war, sondern weil ihr das Thema so am Herzen lag. Erst in einem neuen Projekt mit starkem gesellschaftlichem Fokus blühte sie wieder auf – und entwickelte sich zur Impulsgeberin für das ganze Team.
Mein Praxisblick als Coach
Ich habe oft erlebt, wie kraftvoll dieser Anker ist – aber auch, wie schmerzhaft es für Menschen sein kann, wenn sie das Gefühl verlieren, für das Richtige zu arbeiten. Gerade in Veränderungsprozessen ist es entscheidend, den Sinn nicht aus dem Blick zu verlieren. Wer mit Hingabe arbeitet, braucht ein klares „Wofür“.
Mein Tipp: Werte motivieren – nachhaltig. Wenn Menschen wissen, wofür sie arbeiten, geben sie ihr Bestes. Sorgen Sie als Führungskraft dafür, dass der Sinn spürbar bleibt – auch wenn sich Strukturen oder Ziele verändern.