Karriereanker: Technisch-funktionale Kompetenz

Fachliche Exzellenz als Berufung – was diesen Anker ausmacht

Menschen mit einer stark ausgeprägten technisch-funktionalen Kompetenz fühlen sich dann beruflich am richtigen Platz, wenn sie ihre fachliche Expertise kontinuierlich einbringen und vertiefen können. Ihr innerer Antrieb liegt weniger in Macht, Status oder Gestaltungsspielraum – sondern im Wunsch, in einem konkreten Fachgebiet hervorragend zu sein.

Das zeigt sich im Alltag beispielsweise beim technischen Tüfteln, in tiefgehenden Analysen, bei der Entwicklung komplexer Lösungen oder in der fachlichen Beratung. Immer mit dem Ziel, Wissen zu vertiefen, Probleme analytisch zu durchdringen und zur besten Lösung beizutragen.

Woran erkennen Sie diesen Karriereanker?

Typische Merkmale bei Mitarbeitenden mit technisch-funktionaler Kompetenz:

  • Ausgeprägte Freude an der Sache selbst – nicht an Führung oder Management
  • Entscheidungen werden bevorzugt analytisch und faktenbasiert getroffen
  • Fachlicher Austausch wird aktiv gesucht und geschätzt
  • Häufig in technischen Berufen, IT, Entwicklung, Qualitätsmanagement – aber auch in spezialisierten kaufmännischen Rollen wie Controlling oder technischer Vertrieb

Praxisbeispiel:
Ein erfahrener Techniker wurde zur Führungskraft befördert. Trotz hoher fachlicher Kompetenz fühlte er sich zunehmend unwohl – das Organisieren, Delegieren und die vielen Gespräche mit Mitarbeitenden raubten ihm Energie. Erst in einem Coaching wurde deutlich: Sein Karriereanker war technisch-funktionale Kompetenz. Nach dem Wechsel in eine Fachexpertenrolle blühte er wieder spürbar auf.

Selbstreflexion für Führungskräfte

Wenn Sie selbst merken, dass Sie besonders viel Energie daraus ziehen, fachlich tief einzusteigen, sich mit anderen Expert:innen auszutauschen und Ihr Wissen gezielt zu erweitern, dann könnte dieser Karriereanker bei Ihnen im Vordergrund stehen.

Stellen Sie sich dazu folgende Fragen:

  • Was war in den letzten Jahren Ihre erfüllendste berufliche Aufgabe – und warum?
  • In welchen Situationen fühlten Sie sich fehl am Platz oder unwohl?
  • Wie erleben Sie Ihre Führungsrolle, wenn Sie eigentlich lieber „am Thema“ arbeiten möchten?

Gerade Führungskräfte mit diesem Anker sind häufig hin- und hergerissen: Zwischen der Verantwortung für Menschen und dem Bedürfnis, sich fachlich zu vertiefen. Unternehmen können hier unterstützen – z. B. durch geteilte Rollenmodelle, hybride Karrierepfade oder Entwicklungsformate, die sowohl Fachkompetenz als auch Führungsfähigkeit adressieren. Ein bewusster Umgang mit dieser Spannung schafft Klarheit und neue Perspektiven.

Blick auf Ihre Mitarbeitenden

Vielleicht kennen Sie Mitarbeitende, die in ihrer Expertenrolle besonders aufblühen – etwa den erfahrenen Controller, der fachlich brilliert, aber bei Teamverantwortung zögert. Oder die IT-Spezialistin, die tief in Systemarchitekturen denkt, aber keine Freude an Projektleitung, Personalführung oder strategischer Verantwortung hat.

In solchen Fällen lohnt es sich, den Karriereanker „technisch-funktionale Kompetenz“ zu berücksichtigen. Eine klassische Führungsrolle kann für diese Personen eher Belastung als Entwicklung sein. Karrierewege in der Fachlaufbahn – mit gezielter Weiterbildung, fachlicher Verantwortung und klarer Anerkennung – sind oft der passendere Weg.

Mein Praxisblick als Coach

In meiner Arbeit mit Fach- und Führungskräften habe ich immer wieder erlebt, wie entlastend und richtungsweisend es sein kann, den eigenen Anker – oder den eines Teammitglieds – zu erkennen. Es schafft Klarheit, reduziert innere Spannungen und eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten. Und: Es stärkt die langfristige Zufriedenheit und Bindung im Unternehmen.

Mein Tipp: Wer fachliche Kompetenz sichtbar macht und gezielt wertschätzt, stärkt nicht nur einzelne Personen – sondern auch das gesamte Unternehmen.

Im nächsten Artikel geht es um den Karriereanker „General Management-Kompetenz“.