Karriereanker: Totale Herausforderung

Wachsen an der Aufgabe – was diesen Anker ausmacht

Menschen mit dem Karriereanker Totale Herausforderung suchen im Beruf keine Routine, sondern echte Grenzerfahrungen. Ihr Antrieb ist es, sich mit komplexen Fragestellungen auseinanderzusetzen, anspruchsvolle Ziele zu erreichen und dabei kontinuierlich über sich hinauszuwachsen. Sie brauchen Herausforderungen, um ihr volles Potenzial zu entfalten – seien es schwierige Projekte, strategische Umbrüche oder neue, unbekannte Kontexte.

Diese Persönlichkeiten fühlen sich lebendig, wenn sie intellektuell, emotional oder organisatorisch gefordert werden. Wiederholungen, einfache Aufgaben oder dauerhaft gleichbleibende Tätigkeiten demotivieren sie schnell. Oft findet sich dieser Karriereanker bei Menschen mit hoher Leistungsorientierung, innerem Ehrgeiz und einem starken Wunsch nach Selbstwirksamkeit.

Wichtig dabei: Es geht nicht um „höher, schneller, weiter“ um jeden Preis – sondern um echte Entwicklung und das Erleben von Wirkung in anspruchsvollen Kontexten.

Woran erkennen Sie diesen Karriereanker?

Typische Merkmale bei Menschen mit ausgeprägtem Bedürfnis nach Herausforderung:

  • Sie suchen aktiv nach komplexen Aufgaben oder scheinbar unlösbaren Problemen.
  • Sie sind dann am leistungsfähigsten, wenn sie gefordert werden.
  • Routinearbeit empfinden sie als lähmend oder frustrierend.
  • Sie wachsen an Aufgaben, die andere eher vermeiden würden – auch unter Risiko.

Praxisbeispiele aus dem Führungsalltag

Beispiel 1: Ein IT-Projektmanager übernahm regelmäßig hochkritische Projekte – mit hohem Zeitdruck, komplexen Stakeholder-Strukturen und interner Sichtbarkeit. Während andere zögerten, fühlte er sich genau dort am richtigen Platz. Im Coaching wurde deutlich: Sein Karriereanker war die „Totale Herausforderung“. Nur wenn er sich beweisen konnte, war er wirklich engagiert. In einer anschließenden Linienfunktion mit wenig Dynamik verlor er schnell den Antrieb.

Beispiel 2: Eine Führungskraft in einem Familienunternehmen übernahm kurzfristig die Leitung eines neuen Geschäftsbereichs – mit minimaler Vorbereitung, unklaren Zielen und einem unerfahrenen Team. Sie meisterte die Aufgabe mit Kreativität, Energie und Risikobereitschaft. Rückblickend beschreibt sie gerade diese Unsicherheit als ihren größten Motivator.

Selbstreflexion für Führungskräfte

Wenn Sie das Gefühl kennen, erst dann wirklich aufzublühen, wenn es „brenzlig“ wird – oder wenn Ihnen Standardprozesse schnell zu langweilig erscheinen –, dann ist dieser Anker bei Ihnen vermutlich stark ausgeprägt.

Fragen zur Selbstreflexion:

  • In welchen Situationen waren Sie besonders leistungsfähig – und warum?
  • Welche Aufgaben lassen Sie gedanklich nicht los?
  • Fühlen Sie sich wohl in stabilen Strukturen – oder suchen Sie bewusst das Unbekannte?
  • Wie gut gelingt es Ihnen, nach intensiven Phasen auch Pausen zuzulassen?

Führungskräfte mit diesem Anker sind häufig Innovations- und Veränderungstreiber. Sie übernehmen Verantwortung, wenn andere zögern, und wachsen mit jeder neuen Herausforderung. Gleichzeitig ist es wichtig, die eigene Belastungsgrenze im Blick zu behalten – denn Daueranspannung gefährdet langfristige Leistungsfähigkeit.

Blick auf Ihre Mitarbeitenden

Achten Sie auf Mitarbeitende, die dann besonders aufblühen, wenn etwas auf dem Spiel steht. Sie übernehmen gerne Verantwortung, entwickeln kreative Lösungswege und bleiben auch unter Druck handlungsfähig. Menschen mit diesem Anker langweilen sich in standardisierten Aufgaben – sie brauchen Herausforderungen, an denen sie wachsen können.

Praxisbeispiel: Ein Kollege im Vertrieb lieferte konstant gute Ergebnisse, wirkte jedoch zunehmend unzufrieden. Erst als er die Verantwortung für einen neuen Markt mit hoher Unsicherheit übernahm, zeigte er außergewöhnliches Engagement. Er entwickelte mutige Strategien, passte sich schnell an und führte das Projekt zum Erfolg – weil ihn gerade das Unklare und Schwierige motivierte.

Geben Sie diesen Mitarbeitenden gezielt Raum für verantwortungsvolle Projekte, knifflige Aufgaben oder neue Themenfelder. Zeigen Sie gleichzeitig, dass auch Erholung und Balance zum Erfolg dazugehören.

Mein Praxisblick als Coach

Ich erlebe in Coachings häufig, wie dieser Karriereanker Menschen antreibt – und wie schnell sie sich langweilen, wenn sie nicht mehr gefordert sind. Gleichzeitig birgt der Wunsch nach Herausforderung die Gefahr der Selbstüberforderung. Wer ständig im Hochleistungsmodus läuft, riskiert Erschöpfung. Mit bewusster Selbstführung und klarem Rahmen entsteht jedoch ein ideales Feld für Spitzenleistung, Innovation und persönliches Wachstum.

Mein Tipp: Herausforderung kann beflügeln – wenn sie zur Person passt. Schaffen Sie ein Umfeld, in dem sich Menschen ausprobieren, an Grenzen herantasten und über sich hinauswachsen dürfen. Und denken Sie dabei auch an eines: Spitzenleistung braucht Pausen.